Unerwünschte Monumente*



WS 2022/23

Termine

Startdatum: 18.10.2022
Enddatum: 10.02.2023
Dienstag: 17:00 - 20:00


Lehrende*r

Leonore Leonardy

Verantwortliche*r Professor*in

Prof. Dr. Matthias Winzen



Veranstaltungsort

Seminarraum I


Maximale Anzahl Teilnehmer*innen

keine Teilnahmebeschränkung


Anmeldeverfahren

Anmeldeinformationen sind zur Zeit nicht einsehbar.


Veranstaltungsart

Theorie Seminar – Vorlesung – 4 ECTS

ECTS

4 ECTS
2 ECTS


Leistungskontrolle

Referat/Hausarbeit/Klausur, Vorlage und Präsentation von Arbeitsergebnissen, Anwesenheitspflicht


Beschreibung

1959: Die Bronzeplastik Sitzende Gewandfigur von Henry Moore wird in Wuppertal in einer nächtlichen Aktion von Unbekannten mit Teer übergossen und gefedert.

1964: Die Serie der Thirteen Most Wanted Men von Andy Warhol entsteht 1963 als Auftragsarbeit für die Außenwand des New-York-State-Pavillon zur Weltausstellung in New York. Auf Protest der italienischen Botschaft hin wird sie wenig später mit Silberbronze überstrichen.

1987: Heftiger Protest richtet sich gegen eine Plastik von Olaf Metzel mit dem Titel 13. 4. 1981, die im Rahmen der 750-Jahr-Feier der Stadt Berlin auf dem Kurfürstendamm errichtet werden soll. Nach 21 Monaten im öffentlichen Raum wird das Werk eingelagert, später an die Wert-Konzept Unternehmensgruppe verkauft und von ihr am Spreespeicher an der Stralauer Allee aufgestellt.

1991 bringen die Künstler Fischli und Weiss an der Außenwand eines Bürogebäudes in Zürich einen Dekalog in Schablonenschrift an. How to work better sind zehn Gebote, die ein Fabrikant in Thailand für seine Belegschaft formuliert hatte. Auch hier gibt es Proteste.

2015: Die Installation Post it von Nezaket Ekici aus Teppichen vor dem Dresdner Landgericht wird mehrmals mit islamfeindlichen Parolen beschmiert, Teppiche werden gestohlen.

2020: Bei der in Berlin-Weißensee stehenden Skulptur Jaguar von Heinrich Drake (1938/60) haben Sprayer seit Jahren Spaß daran, dem Tier regelmäßig eine andere Farbe zu geben.

Sobald die Kunst die geschützten Räume der gängigen Ausstellungsmöglichkeiten verlässt und in das Dialog- und Konfliktfeld des öffentlichen Raums tritt, weht ihr vielfach ein scharfer Wind ins Gesicht. Trotzdem will sich die Kunst nicht auf die ihr traditionell zugewiesenen Orte beschränken, findet aber in der bürgerlichen Gesellschaft außerhalb von Museen, Galerien, Kunstvereinen kaum Aufnahme. Auf die Frage, welche Bedeutung Kunst im öffentlichen Raum für eine demokratische Öffentlichkeit hat, antwortete Brigitte Franzen 2011: "Sie ist im besten Falle die unmittelbarste Möglichkeit für die Allgemeinheit, Gegenwartskunst auf höchstem Niveau wahrzunehmen und kennen zu lernen. In einer Demokratie, in der die Verfassung die Freiheit der Künste garantiert, leitet sich daraus die Bedeutung von Kunst für eine demokratische Öffentlichkeit ab. In dem großen Feld heutiger möglicher Wahrnehmungsfelder erwächst damit eine Art Verpflichtung auf Gegenseitigkeit: ein Stellenwert für Kunst an sich."

Das Seminar beschäftigt sich mit der Entwicklungsgeschichte und der Ästhetik von Kunst im öffentlichen Raum, betrachtet die politischen, sozialen, kulturellen, ökologischen und ökonomischen Spannungsfelder, denen sie sich stellen muss und diskutiert anhand von Beispielen den Umgang mit ihr. Neben der theoretischen Aufarbeitung des Themas sind Gespräche und Exkursionen geplant, um die theoretischen Erkenntnisse in der Praxis zu überprüfen.

*Der Begriff Unerwünschte Monumente stammt von dem Kunsthistoriker Benjamin H. D. Buchloh.


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